Hallo zusammen
Wie in meinem ersten Post zur Vorstellung angekündigt, möchte ich meine Maschine und deren Werdegang mal kurz skizzieren.
Gekauft habe ich die TT E (4GV) in 2015, mit eingetragenen Excel-Felgen, einem Digitaltacho von Koso und einem Endtopf von Shark. Ansonsten war sie optisch schon etwas "abgegriffen", die schlecht lackierten Schutzbleche und Seitenverkleidungen machten den Eindruck nicht besser.
Vorausgestellt ist, egal ob Technik oder Optik, ich bin kein Perfektionist, gebe mich daher des öfteren auch mit „nur passablen“ Lösungen zufrieden, so sie denn dauerhaft und sicher sind.
Die Technik war mir anfangs immer wichtiger als die Optik, im Zuge dessen wurden folgende Änderungen / Anpassungen vorgenommen.
EGU-Krümmer
Zylinderkopfbearbeitung (Kanäle, Ventilsitze, Verdichtung)
Zylinderbohrung vergößert auf 630 ccm
Motorrevision ( alle Lager, Dichtungen, Verschleißteile) und Getriebecheck
Ölkühler
K&N Luftfilter mit halbseitig montiertem Ansauggummi („Rüssel“ abgeschnitten) unter der Sitzbank
Nockenwelle Stufe 1
Sebringendtopf ( der Shark hat sich auf einem Urlaub mit 3000 km Fahrtstrecke zerlegt, zuviel Kopfsteinpflaster in Meck.-Pomm.)
original Vergaser mit 165er Düse im Schiebervergaser und einer aufgeriebenen 125er Düse im Membranvergaser
Übersetzung geändert auf 16 / 40
Die Maschine startet sehr gut, braucht nur kurz den Choke und hat ein stabiles Standgas um die 1100 Touren.
Der Impuls für eine Überarbeitung der Optik kam durch und während der aktuell anhaltenden Viruskrise. Ich wollte die Zeit nutzen, um das Motorrad im Winter 2020 / 2021 umzubauen.
Zielsetzung war, alle Kunststoffteile, die nicht dem Betrieb des Fahrzeugs oder der Sicherheit dienten, gegen Metallteile auszutauschen. Vorgaben bei der Erreichung des Ziels waren folgende:
Verwendung gebrauchter Teile von bekannten Plattformen im Internet oder sonstiger Bezugsquellen
keine lackierten Teile und nichts wird lackiert (Ausnahme siehe Tank)
möglichst einfache Lösungen mit leicht zugänglichen Mitteln (Schrauben, Winkeln, Blechen etc.)
möglichst kleines Budget ohne Serviceleistungen (Anfertigungen nach Schablone oder Modell)
keine Flex- oder Schweißarbeiten am Rahmen (pulverbeschichtet)
Mein Schrauber hat mir den Kontakt eines TÜV-Prüfers gegeben, der den Umbau begleiten wollte. Dieses Angebot habe ich gerne sehr erfreut angenommen. Den Mindestabstand von Blinkern zueinander hätte ich beim ersten Mal bestimmt falsch gewählt ohne diese Unterstützung. Alle Änderungen wurden also vor Umsetzung per Mail mit Bildern aus dem Keller geklärt.
Das zentrale Detail war der Tank. Angedacht war ein Tank mit einem größeren Volumen von ca. 15 – 20 Litern. Nachdem ich mir einige in Frage kommende Exemplare genauer angesehen hatte, war klar, dass der Wunsch nach mehr Volumen erst an zweiter Stelle kommen konnte. Erst mal war es wichtig einen Tank zu finden, den man möglichst einfach befestigen konnte und der zusammen mit der neu zu gestaltenden Sitzbank eine schöne Linie ergab.
Die Wahl fiel dann auf einen Tank einer Honda XL 500 aus den 80ern. Original rot, wenig verkratzt und erträglich verbeult. Der Tank musste auf der Innenseite links etwas eingebeult werden, um Platz für die Gaszüge zu schaffen. Die Haltegummis am Rahmen wurden verlegt und die Blechaufnahme am Tank zur Befestigung des Tanks am Rahmen wurde angepasst. So konnte der Tank mit seinen ursprünglichen drei Haltepunkten auf der TT befestigt werden. Der Tank lässt genau den Platz nach vorne, dass die CDI-Einheit am angestammten Platz am Lenkkopf bleiben kann. Positiv ist auch, dass der Benzinhahn des Tanks auf der linken Seite (!) montiert ist und nicht wie beim Original auf der Gashandseite
Nachdem der Tank nun seine Position gefunden hatte, wurde die Sitzbank angepasst. In Absprache mit einem Polsterer habe ich die Schaumstoffunterlage am Motorrad in Verbindung mit dem Tank auf Form gebracht und dann überziehen lassen. Während die Bank beim Polsterer war, habe ich den Tank mechanisch entlackt und nach entsprechender Vorbehandlung innen zweimal versiegelt.
Ein Schutzblech über dem Rad an einer Upside Down-Gabel zu montieren ist auch etwas kniffeliger, denn die Haltepunkte für die Befestigung liegen an dem Tauchrohr unten. Ein Schutzblech einer Kawasaki LTD hatte die passenden Abmessungen und wurde mit klassischen Bügeln an den Aufnahmen für den Tauchrohrschützer montiert.
Das Schutzblech schützt Motor und den Ölkühler, der vor dem Motor hängt vor Schmutz und Spritzwasser.
Das Schutzblech hinten sollte ungefähr dem Verlauf des Rades folgen, nach vorne hin möglichst dicht an dem unter die Sitzbank verlegten Batteriekasten anschließen und nach hinten genug Länge bieten, um ein Rücklicht und das Nummernschild zu montieren – Rückstrahler nicht vergessen, sagte der TÜV. Auch das hintere Schutzblech stammt von einer Kawasaki, den Rückstrahler habe ich schon verloren, genau wie eine Hupe - die aber auch in Meck.-Pomm.
Die Blinker vorne und hinten habe ich in Alurohr eingeklebt und vorne an dem Alublech befestigt. Hinten dient ein Halter aus Edelstahl für Blitzableiter zur Befestigung.
Die nächste Herausforderung war der Ersatz für die Lampenmaske und den Scheinwerfer.
Als neue Verkleidung der Elektrik und als Grundlage für die Lampenbefestigung wurde ein Alu U-Profil als Meterware bestellt. Der gebrauchte Scheinwerfer von Shin-Yo kam leider ohne Befestigungsmaterial oder Halter. Die entstandene Halterung hat ihren ganz eigenen optischen Charme.
Das Multifunktionsinstrument von T & * habe ich zweimal gekauft, einmal unwissentlich defekt gebraucht und einmal neu. Das Instrument bietet mehr Funktionen, als ich ohne größeren technischen Aufwand nutzen kann. Die Anzeige (Geschwindigkeit & Drehzahl) ist sehr genau und die Optik gefällt mir sehr gut.
Nun noch mal zum Tank und der Oberflächenbehandlung. Ich wollte den natürlichen Glanzgrad des abgeschliffenen Tanks möglichst erhalten, daher kam auch kein Lack in Frage. Auf Yout*** habe ich dann einen User gefunden, der alle Metallteile, die rosten könnten, an seinem Motorrad, mit einer verdünnten Leinölfirnismischung behandelt hat.
Als gelernter Tischler war mir diese Art des Oberflächenschutzes für Echtholzoberflächen (Arbeitsplatten, Küchenfronten, Fußböden) bekannt, daher habe ich es ausprobiert.
Die ersten Versuche waren nicht erfolgreich, da das Öl zu dick war. Erst ab einer Mischung von
50 % Leinölfirnis / 50 % Verdünnung war das Öl dünn genug, um einen glatten Film zu bilden. Das Öl polymerisiert über einen Oxidationsprozess, daher darf die Ölschicht nur dünn sein, sonst bilden sich evtl. klebrige Stellen oder ölgefüllte Blasen, die nicht aushärten.
Der Tank hatte nur zwei Schichten erhalten bevor die Maschine zum Eintragen der Umbauten in die Werkstatt ging.
Geschlabbertes Benzin beim Tanken hat die Oberfläche nicht sichtbar angegriffen. Hohe Luftfeuchtigkeit und diverse Regenschauer ließen den Tank in den letzten Wochen Flugrost ansetzen. Eigentlich gefällt mir die Optik, aber den Rost kann man wohl schwer dauerhaft konservieren.
Im Winter will ich den Tank wieder aufarbeiten, mal sehen wie es mit 4 -5 Schichten in der nächsten Saison geht. Das ausgehärtete Öl kann man auch mit hochwertigen Wachsen polieren, damit Wasser abperlen kann.
Anbei ein paar Fotos zur aktuellen Optik. Mittlerweile habe ich den originalen Endschalldämpfer montiert, weil die Alumanschette an dem Sebring klapperte und ich ihn daher abgebaut habe. Die erste Probefahrt war sehr erfreulich, der Sound ist ok und schön leise und die Leistungsentfaltung im oberen Drehzahlbereich ab 5500 besser. Ich fahr den erst mal weiter, auch wenn die Optik noch übler ist , als die des Sebring - ohne Seitenverkleidungen wohlgemerkt.
Zu den Seitenverkleidungen habe ich noch keine richtige Idee. Ich würde probieren Alutafeln zuzuschneiden und die dann von Hand zu wölben, um an den notwendigen Stellen Platz zu schaffen für den Luftfilter. Ist was für den Winter, genau wie der Tank.
Fragen an euch stelle ich in einem neuen Thread, denn die Motorabstimmung ist noch nicht optimal und da kann ich bestimmt Hilfe gebrauchen.
Grüße
Uwe